Ferdinand Tönnies, geboren am 26. Juli 1855 bei Oldenswort auf der Eider-Halbinsel, damals dänisch, war ein bedeutender Nationalökonom, Philosoph und vor allem der Begründer der deutschen Soziologie. Sein Vater war sehr vermögender Großbauer. Ihn interessierte schon in jungen Jahren aber viel mehr die Wissenschaft und nicht die Landwirtschaft.
Schon als Schüler war er Korrekturgehilfe des Dichters Theodor Storm, den er über dessen Vater kennenlernte und mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Bereits mit 16 Jahren machte er das Abitur in Husum und promovierte mit 22 Jahren mit einem philologischen Thema in Tübingen. Mit 25 Jahren habilitierte er sich an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel, der er zeitlebens als Hochschullehrer verbunden blieb, anfangs 27 Jahre als Privatdozent. Die Ernennung zum Professor wurde zunächst von der preußischen Kultusbürokratie blockiert. Von 1909 bis 1933 war Tönnies dann Professor in Kiel. 1921 übernahm er einen Lehrauftrag für Soziologie. Dieser endete 1933 mit seiner Entlassung aus dem Beamtenverhältnis durch die nationalsozialistischen Machthaber wie auch die Präsidentschaft der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, die Tönnies seit 1909 innehatte. Grund war seine öffentliche Kritik an Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus. Seine Pension wurde auf das Existenzminimum gekürzt und jegliche Möglichkeit zum Publizieren eingestellt.